miromente 46

Diese Nummer enthält ausschließlich Texte von Liechtensteiner Autorinnen und Autoren. Anlass für diese längst fällige Idee war Hansjörg Quaderers Essay Ein Fürstenhaar zieht mehr als 10 Ochsen, in dem er ursprünglich den Ostschweizern „wie im Scherenschnitt“ die Staatswerdung Liechtensteins erklärte und den er nun für uns Vorarlberger adaptiert hat. Die kongenialen tatsächlichen Liechtenstein-Scherenschnitte stammen von Helena Becker und statten das Heft mit einer außerordentlich starken optischen Präsenz aus. Aus einer hintergründigen Perspektive zeigt uns Sabine Bockmühl das Land in ihrer Geschichte Katzendorf, deren Protagonistin sich von ihrer Katze zu einer vollkommen neuen Sicht- und Denkweise, ja, sogar Sprache verführen lässt. Anna Ospelt hat uns unter dem Titel ich mal mich karmin acht neue Gedichte von erstaunlicher formaler Vielfalt zum Erstabdruck überlassen, und Benjamin Quaderer gewährt uns einen spannenden Einblick in seinen Roman über den berühmten Liechtensteiner Datendieb, an dem er gerade arbeitet. Mathias Ospelt stellt uns in sechs skurrilen, witzigen und teils ziemlich bösen Kurzporträts Sechs Vaduzer Originale vor, deren Nachrede er damit zum Glück auch für uns gesichert hat. Und am Ende des Hefts sind die Texte einer Auswahl von Liedern Roman Banzers nachzulesen, die er in den letzten Jahren für die Band zot-off geschrieben hat, bei der er auch das Schlagzeug bedient. (Das nächste der seltenen Konzerte findet am 1. April 2017 in Vaduz statt.)

Achtung! Der dritte Band der edition miromente, Standardabweichungen. 72 Gedichte von Maya Rinderer, ist erschienen. Vladimir Vertlib schreibt in seinem Nachwort: „Ihre Lyrik ist konkret und präzise, mit Bildern, die originell und berührend, irritierend und hintergründig sind, vielschichtig und nuanciert wie man es von einer Autorin, die erst zwanzig Jahre alt ist (und nun Gedichte veröffentlicht, von denen sie manche vor Jahren, mit sechzehn, siebzehn oder achtzehn, geschrieben hat), nur dann erwarten kann, wenn es sich bei ihr um ein Ausnahmetalent handelt.“

Bestellungen unter: info@miromente.at

Wolfgang Mörth

miromente 46  -  Jänner 2017

HANSJÖRG QUADERER
Ein Fürstenhaar zieht mehr als 10 Ochsen

HELENA BECKER
Scherenschnitte

SABINE BOCKMÜHL
Katzendorf

ANNA OSPELT
ich mal mich karmin

BENJAMIN QUADERER
Für immer die Alpen

MATHIAS OSPELT
Sechs Vaduzer Originale 

ROMAN BANZER
Lieder


Leseprobe:

Vergiss
Lied von Roman Banzer

Es gilt viel zu vergessen in meinem Leben
Vergiss, dass du nach Essaouira wolltest
Vergiss, dass du ein Haus am Meer wolltest
Vergiss, dass du einen Porsche wolltest
Vergiss, dass du eine Tussi wolltest
Vergiss, dass du reich sein wolltest
Vergiss, dass du gross sein wolltest
Vergiss, dass du schön sein wolltest

Ich lebe im Präsens – die Zukunft 
vorbei ist alles perfekt 
so – so, so, hei, hei
Ich lebe im Präsens – die Zukunft 
vorbei Ist alles perfekt
so – so, so, hei, hei
forget it, oubliez ça,
laissez tombez, là bas
forget it subito comme ça
Lascia perdere là bas

Vergiss, dass du eine Star sein willst
Vergiss, dass du jung sein willst
Vergiss, dass du schlau sein willst
Vergiss, dass du alt werden willst
Es gilt viel zu vergessen in meinem Leben
Weil zack – und schon ist‘s vorbei
Weil zack – es wird nicht mehr neu
Weil zack – und ab ist der Lack

Lascia perdere là bas
Lascia perdere là bas
Lascia perdere là bas
Lascia perdere là bas

Lass uns was trinken
Lass uns was denken
Lass uns was reissen
Lass dich nicht heissen
forget it, oubliez ça,
laissez tombez, là bas
forget it subito comme ça
Lascia perdere là bas